Bilanz der Wohnungslosenhilfe: Fehlender Wohnraum bereitet Sorgen

Im ausklingenden zweiten Coronawinter blickt das Diakonische Werk Dortmund und Lünen weiter mit Sorge auf die Situation von wohnungslosen Menschen in unserer Stadt. Die sozialen Auswirkungen der COVID19-Pandemie machen sich hier in besonderer Weise bemerkbar, wie die aktuellen Zahlen der Wohnungslosenhilfe belegen. Doch die Diakonische Arbeit wirkt: Neue, in der Pandemie geschaffene Angebote zeigen Erfolge.

1800 Menschen haben sich im Jahr 2021 an die Zentrale Beratungsstelle für Wohnungslose (ZBS) in der Rolandstraße gewandt, wo viele von ihnen durch die Diakonie mit Beratungs- und Hilfsangeboten in ein sichereres Leben begleitet wurden. Sie lebten in Notschlafstellen, verfügten noch über prekären Wohnraum oder kamen bei Bekannten unter. 92 von ihnen lebten ganz auf der Straße und suchten auch nachts keine Übernachtungsstelle auf. Von diesem stark gefährdeten Kreis konnten 54 Menschen in eine eigene Wohnung vermittelt werden.

Wir haben hier viel erreicht, doch mit Blick auf den sehr angespannten Wohnungsmarkt in unserer Stadt, fehlen einfach zu viele Wohnungen für Menschen mit geringem oder ganz ohne eigenes Einkommen“, so Diakonie-Geschäftsführer Niels Back. Insgesamt hat die Diakonie im vergangenen Jahr 295 wohnungslose Menschen mit eigenem Wohnraum versorgen können. Bei 80 Prozent der Menschen, die sich 2021 an die Diakonie gewandt haben, konnte die Einkommenssituation geklärt und verbessert werden. Neben den medizinischen Sprechstunden, der Sozialberatung, der Nutzung von Tagesaufenthalt und Kleiderkammer, ist besonders die Zahl der Erreichbarkeitsadressen gestiegen. Diese sind der erste Schritt auf dem Weg zu Transferleistungen und einer Krankenversicherung. Aktuell verwaltet die Diakonie in der Rolandstraße 10 die Post von über 700 Menschen ohne eigenen Wohnsitz – seit 2017 hat sich diese Zahl verdoppelt.

Im vergangenen Jahr ist es gelungen, das Projekt „Aufsuchende Sozialarbeit“ per Lastenfahrrad fest im Hilfsangebot der Diakonie zu verankern. Täglich sucht seitdem eine Sozialarbeiterin Betroffene an ihren Schlaf- und Aufenthaltsorten auf. Dies ermöglicht, vor Ort Kontakt aufzunehmen, Vertrauen zu gewinnen und Nothilfen, Informationen und weiterführende Hilfsangebote zu vermitteln. Der direkte Besuch vor Ort liefert einen guten Eindruck über die Situation und über die benötigten Hilfen. „So kann konkrete Überlebenshilfe, insbesondere für auf der Straße lebende Menschen, die keine Hilfseinrichtungen aufsuchen, geleistet werden“, erklärt Niels Back. Im Rahmen dieser Arbeit wurden allein zwischen August und Dezember 2021 192 Personen besucht und erfasst, die ihre Nächte ungeschützt auf der Straße verbringen, darunter 26 Frauen. Knapp drei Viertel nutzten bisher keinerlei Angebote der Wohnungslosenhilfe, 61 Personen davon erhalten heute weiterführende Hilfen von der Diakonie, der Drogenberatungsstelle oder weiteren Einrichtungen.

„Für uns ein klares Zeichen, dass wir auf diesem Wege Menschen erreichen, die bisher nicht vom Hilfesystem erfasst wurden. Die Beziehungsarbeit ist der erste Schritt: Vor Ort schaffen wir Vertrauen und sorgen so für einen Übergang zu Hilfen, die die Situation dieser Menschen stark verbessern“, so Niels Back. Sozialarbeiterin Vanessa Beckmann ist hauptberuflich in der ZBS tätig und schafft es so, Hemmschwellen zu überwinden und mit dem Lastenfahrrad direkt vor Ort zu helfen. „Auch wenn sie stets Schlafsäcke und weitere Soforthilfen im Gepäck hat, führt nur eine langfristige Hilfe und Begleitung aus der Wohnungslosigkeit. Gerade in der ersten Phase der Pandemie, als Tafeln, Kleiderkammern, Mittagstische und andere Versorgungsangebote schließen mussten, wurde deutlich, wie wichtig dieser Ansatz ist: Almosensysteme sind nicht zu einer dauerhaften Existenzsicherung verarmter Menschen in der Lage. Sie können allenfalls der Linderung und Entlastung dienen“, so Back.

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