Digitale Teilhabe: TU diskutiert Forschungsergebnisse mit Wohlfahrtsverbänden und Sozialdezernentin

Die Online-Terminvergabe, Videokonferenzen, die Einkaufsapp: Nicht nur die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich unsere Gesellschaft technisch weiterentwickelt. Doch wie erreichen diese neuen Möglichkeiten Menschen, die nicht über das technische Wissen, die Endgeräte oder die Fähigkeiten, diese zu nutzen, verfügen?

Diesen und weiteren Fragen rund um die Digitalisierung unserer Gesellschaft geht eine aktuelle Forschungsarbeit der TU Dortmund in Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden unserer Stadt nach, deren Ergebnisse am vergangenen Montag, 26. September 2022, der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. In einem „Dortmunder Modell“ wurden die Handlungsempfehlungen für die Verbände und die städtische Sozialpolitik zusammengefasst, um sich gemeinsam und mit Weitsicht für eine Digitalisierung von sozialen Angeboten für Menschen mit unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen zu rüsten. Soziale Angebote in unserer Stadt, etwa Beratungsstellen oder Betreuungsdienste und -angebote, sollten ihre Kompetenzen vereinen, so eine Kernaussage des „Dortmunder Modells“: Vernetzte Träger klären gemeinsam, welche digitalen Angebote die Einrichtungen und vor allem die Menschen, die sie in Anspruch nehmen, entlasten könnten und wie diese gestaltet sein sollten. Natürlich immer im Dreieck mit Stadtverwaltung und -politik. Gemeinsam sollen sie Qualitätsstandards festlegen, Verfahren entwickeln und Informationen austauschen, so weitere Kernaussagen.

Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit haben neun Studierende der TU Dortmund 30 Digitalisierungsprojekte untersucht, die in den vergangenen zwei Jahren von Wohlfahrtsverbänden, also Arbeiterwohlfahrt, Caritasverband, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz, Der Paritätische und die Jüdische Kultusgemeinde, umgesetzt wurden. Die von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW mit insgesamt 2,2 Millionen Euro geförderten Projekte hatten das Ziel, Menschen jedes Alters, mit und ohne Beeinträchtigungen, mit und ohne Migrationshintergrund, vertraut zu machen mit dem Umgang mit digitalen Medien, sie bei Bedarf mit Geräten auszustatten und Beratungs- und Austauschforen in digitaler Form zu schaffen. Beispiele sind digitale Selbsthilfegruppen, eine Beschwerde-App, Online-Beratungszeiten oder die Bereitstellung von und die Schulung zur Nutzung von Tabletcomputern für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung.

Während sich die Forschungsergebnisse auf allgemeine Handlungsempfehlungen beschränkten, wurden die Erfahrungen der Einrichtungen mit den Projekten weitaus greifbarer: Alle Träger trafen hier auf große Nachfrage. Schließlich, und auch das war Ausgangslage der Forschung, leben allein in Dortmund immerhin rund neun Prozent der Erwachsenen völlig offline. Sie nutzen keinerlei Geräte oder digitale Dienstleistungen rund ums Internet. Zu ihnen gesellen sich zusätzliche sechs Prozent der Stadtgesellschaft, so genannte „Minimal-Onliner*innen“. „Das sind Menschen, die zwar ein Smartphone oder ein Tablet besitzen, aber keinerlei Wissen über die Funktionen abseits des Telefonierens oder Nachrichtenschreibens haben“, erklärte Prof. Dr. Pelka, der die Forschungsgruppe anleitete. Diese beiden Gruppen der digital Abgehängten beziffert der jährlich aktualisierte Digitalindex mit ca. 88.200 Bürgerinnen und Bürgern allein in Dortmund. Die meisten seien älter und verfügten über eine eher niedrige Bildung, nicht wenige nutzen Unterstützungsangebote der Wohlfahrtsverbände. „Hier verstehen wir uns als Anwalt für sozial Benachteiligte. Armut und mangelnde digitale Teilhabe hängen zusammen“, betonte Diakonie-Geschäftsführer Niels Back bei der Vorstellung der Untersuchung und ergänzte: „Natürlich müssen öffentliche Dienstleistungen auch immer analog möglich sein, doch gibt es so viele Möglichkeiten, Menschen besser zu vernetzten. Etwa durch die Stärkung einer digitalen Nachbarschaft. Schließlich ist Vereinsamung eines der ganz wichtigen sozialen Themen unserer Gesellschaft und damit auch unserer Arbeit.“

Birgit Zoerner, Dezernentin für Arbeit, Gesundheit und Soziales der Stadt Dortmund, bilanzierte nach der Präsentation, dass Perspektiven und Empfehlungen der Forschung mit den Diskussionen in der städtischen Kommission „Soziale Stadt“ in Einklang seien: „Dort haben wir das Thema unter drei Überschriften aufgegriffen: Digitale Vernetzung von Nachbarschaften, Technische Unterstützung von Menschen ohne Zugang und digitale Bereitstellung von Service und Angeboten rund um Beteiligung, Freizeit und Aktivitäten in unserer Stadt.“ Ziel sei es, unter dem Motto „Dortmund wird einfacher“, Hürden in der Verwaltung abzubauen und Zugänge durch digitale Angebote zu vereinfachen. Dezernentin und Wohlfahrtsverbände verloren allerdings nicht aus dem Blick, was schon auf den Weg gebracht wurde. „Die Dinge, die schon da sind, müssen sich ebenfalls weiterentwickeln, auf die vorhandenen Erkenntnisse sollten wir aufsetzen und sie in der weiteren Arbeit gemeinsam nach vorne bringen“, sagte Birgit Zoerner mit Blick auf die untersuchten Projekte und die vielfältigen digitalen Angebote der Verbände, die in der Pandemiezeit entstanden sind.

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